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Pressemitteilung

Langquaider Storch ist umgezogen

Vom Hotel Post zum Haus der Begegnung in fünf Stunden

v. l. n.r. Vorname Lotric, Vorname Name, Michael Hübner; Photograph Peter-Michael Schmalz

Ende 2016 hatte sich Bürgermeister Herbert Blascheck (CSU) an den Umweltreferenten des Marktes Langquaid, Kreis- und Marktgemeinderat Peter-Michael Schmalz (ÖDP) gewandt. Er möge naturschutzfachlich abklären, ob der Weißstorchhorst vom Hotel Post auf ein Gebäude in der Nähe umgesetzt werden kann, und wenn ja, dieses Vorhaben dann auch federführend umsetzen.

Die Idee von Bürgermeister Blascheck war, den Horst des Langquaider Storches vom rückwärtigen, noch stehenden Teil des ehemaligen und vor einer ungewissen Zukunft stehenden Hotels Post am liebsten auf das benachbarte, im Eigentum der Gemeinde stehende Haus der Begegnung zu versetzen. Verzögerungen des von der Gemeinde Langquaid dringend erhofften baldigen Fortgangs der derzeit ruhenden Baustelle Hotel Post könnten dann nicht mit dem laufenden Brutgeschäft des Storchenpaares auf dem Restgebäude begründet werden.

Aus naturschutzfachlicher Sicht, so Peter-Michael Schmalz, der auch Kreisvorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) ist, sollte die Umsetzung des Horstes im vorliegenden Fall am besten Ende Januar bis Anfang Februar erfolgen. Angesichts der Dringlichkeit nutzte er als Kreisrat seinen kurzen Draht zur Unteren Naturschutzbehörde am  Landratsamt Kelheim, schilderte die konkreten Umzugspläne und die Hintergründe.  Von Naturschutzreferentin Susanne Böhme vom Landratsamt Kelheim bekam der Markt Langquaid daraufhin innerhalb kürzester Zeit auf dem "kurzen Dienstweg" die notwendige naturschutzrechtliche Freigabe zur Umsetzung des Horstes, wofür sich Peter-Michael Schmalz ausdrücklich bei der Sachbearbeiterin bedankt.

Für die praktische  Verwirklichung der geplanten Horstumsetzung galt es nun, einen detaillierten Fahrplan mit allen notwendigen handwerklichen Schritten -unter Beachtung der naturschutzfachlichen Notwendigkeiten- aufzustellen. So musste zum Beispiel der neue Horst so platziert werden, dass die Altvögel auch weiterhin einen freien Blick auf ihr Hauptnahrungsgebiet, das nahe Laabertal, haben. Auch war u.a. zu berücksichtigen, dass künftige flügge Jungvögel für ihren ersten Ausflug eine genügend lange freie Startbahn haben. Die Horstunterlage war außerdem sturmfest zu verankern um Schwankbewegungen insbesondere während der Brutzeit zu verhindern, aber auch um Schäden am Dach des Mehrgenearationenhauses zu vermeiden.

Zur ersten vorbereitenden Gesprächsrunde hatte Peter-Michael Schmalz den ehemaligen Langquaider Bauhofleiter Hermann Wittmann, der den derzeitigen Horst vor 29 Jahren gebaut und auf dem Hotel Post angebracht hatte und seither den "laufenden Betrieb" des Weißstorchhorstes in Langquaid managt, Sebastian Kellerer aus Wildenberg, der für den LBV seit ca. 30 Jahren schon viele Storchenhorste gebaut und saniert hat, sowie Zimmerermeister Michael Hübner aus Langquaid eingeladen.

Bei diesem Termin wurde der Dachbodenaufbau des Hauses der Begegnung sowie die Dächerlandschaft rund um das Haus der Begegnung in Augenschein genommen. Man einigte sich dabei darauf, dass der Trägermasten für den neuen Horststandort in der Längsmitte des Hauses der Begegnung und ca. einen Meter unterhalb des Giebels auf der dem Marktplatz abgewandten Seite gesetzt wird. Vom alten Horst sollten die schüsselförmige Blechkonstruktion zum Auffangen herunterfallenden Nistmaterials und der "Hinterlassenschaften" der Störche, sowie der darüber befindliche stählerne eigentliche Nestkorb nach einer gründlichen Reinigung und Sanierung wieder verwendet werden.

Der nächste Termin war ein erster Einsatz der Drehleiter der Langquaider Feuerwehr. Bauhofmitarbeiter und Drehleiter-Maschinist Martin Streit brachte mit der Leiter Zimmerer Hübner an den Horst an seinem bisherigen Standort auf dem Hotel Post. Es galt heraus zu finden, wie der Horst insgesamt am einfachsten und sichersten von seiner alten Befestigung zu lösen und herunter zu heben ist. Zimmerer Hübner entschied sich für ein Absägen des Trägermasts.

Einige Tage später folgte ein weiterer Termin. Statiker Martin Huber aus Mainburg, der vor ein paar Jahren für die bauliche Umwandlung des ehemaligen Moser-Hauses in das jetzige Haus der Begegnung verantwortlich war, wurde als Gutachter hinzugezogen. Im Beisein von Bürgermeister Blascheck legte er mit Zimmerer Michael Hübner die Einzelheiten für die zusätzliche Dachversteifung und das Fundament des Trägermasten für den neuen Horststandort fest. Peter-Michael Schmalz: "Wenn man bedenkt, dass das Storchenpaar jedes Jahr neues Nistmaterial auf das alte darüber baut, dann kommen nach wenigen Jahren hier schon Dachlasten von 600 kg und mehr zusammen. Hinzu kommt die horizontale Windlast bei Sturm. Da ist der Rat eines Statikers alleine schon zur haftungsrechtlichen Absicherung notwendig".

Der vierte und finale Termin war dann am Mittwoch, den 25.01.2017. Und hier war ab 07.00 Uhr mächtig Action angesagt.

Der erste Arbeitsschritt spielte sich auf dem Dachboden des Hauses der Begegnung ab. Zimmerer Michael Hübner wies seine Mitarbeiter Christoph Lotric und Moritz Rauch in die durchzuführenden statischen Verstärkungs- und Fundamentierungsarbeiten ein, die diese anschließend ausführten.

Dann ging es für Zimmerer Hübner in den Außeneinsatz. Im Hinterhof des Hotels Post waren mittlerweile nebeneinander von Martin Streit die Feuerwehrdrehleiter und Matthäus Faltermeier jun. aus Elsendorf dessen Kranwagen in Position gebracht worden. Hoch oben aus der Drehleiter-Kanzel heraus wurde von Zimmerer Hübner an der Stahlrad-Konstruktion des Horstes am alten Standort ein Tragegeschirr angebracht und unter Hebe-Spannung gesetzt. Anschließend schnitt er mit einer elektrischen Metallsäge, versorgt mit Strom aus dem Drehleiter-Generator, den 3 Zoll-Mast ca. einen Meter über der Dachhaut ab. Mit dem Kranwagen konnte jetzt die freischwebende Konstruktion auf dem Boden abgesetzt werden.

Auf Anraten von Peter-Michael Schmalz wurde nun mit dem gemeindeeigenen Radlader die gesamte Horstkonstruktion zum nahe gelegenen Bauhof gefahren um dort die Generalsanierung der Konstruktion mit den dort vorhandenen technischen Mittel möglichst effektiv und rasch durchzuführen. Die gesamte im Dienst befindliche Bauhofmannschaft mit Rudi Auer, Georg Blümel, Anderl Brem, Franz Gabriel, Erich Leuschner, Günther Rußwurm und Valentin Walter machte sich im Bauhof sogleich mit vollem Einsatz und Begeisterung an die Arbeit. Es wurde geschabt, geschraubt, gehämmert, dampfgestrahlt, Stahl-Gewinde geschnitten, gesägt. Jeder wollte für Familie Storch persönlich etwas Gutes tun.

Zunächst wurde das gefrorene alte Nistmaterial des Horstes in einem Stück vom Minibagger des Bauhofs aus der Stahlkonstruktion gehoben. Dann wurde die gesamte Konstruktion in alle Einzelteile zerlegt und gereinigt. Der eine Teil der Bauhofmitarbeiter richtete einen neuen Träger-Masten her, baute ihn mit dem großen Schmutzfang zusammen, verbrachte ihn mit dem Radlader in den gemeinsamen Hinterhof von Haus der Begegnung und Rathaus, wo er dann mit Drehleiter und Hebekran montiert wurde.

Parallel dazu kümmerte sich Peter-Michael Schmalz um den Wiederaufbau des eigentlichen Brutkorbes für den Horst. Er hatte sich für die Alternative entschieden, dass sämtliches altes Nistmaterial vom Storchenkorb entfernt wird und auch nicht nur ein kleiner Teil als "Lockmittel" für die Wiederbenutzung des Horstes durch den Storch wieder eingebracht wird. Dies begründete er damit, dass im alten Nistmaterial trotz der frostigen Temperaturen oft Parasiten wie Federlinge überleben. Schmalz: "Diese Bürde wollte ich den künftigen Jungstörchen zu ihrem Start ins Leben nicht als Erblast mitgeben." Gemeinsam mit Georg Blümel führte er die grundlegenden Flechtarbeiten für den Einbau einer neuen natürlichen Brutunterlage in der Stahlkorb-Konstruktion durch.  Rudi Auer und Franz Gabriel brachten anschließend noch die oberste, die sogenannte Fein-Schicht aus dünnen Ästchen ein.

Auch der generalsanierte und mit frischer Brutunterlage aufgepeppte Stahl-Brutkorb wurde nun in den Hinterhof von Rathaus und Haus der Begegnung gefahren. Vor dem Hinaufheben auf das Dach erläuterte Peter-Michael Schmalz dem mittlerweile aus dem Rathaus herbei geeilten Bürgermeister Blascheck zunächst noch die angewandte Flechttechnik bei der Herstellung der Brutunterlage.  Anschließend legten beide Mandatsträger noch ihre besten Wünsche für ein auch künftig fruchtbares Wirken von Familie Storch in Langquaid in die Nestmulde - und ab ging es mit dem Kranwagen von Matthäus Faltermeier auf`s Dach. Aus der Feuerwehrdrehleiter heraus befestigte Zimmerer Michael Hübner den Brutkorb oberhalb des Schmutzfangs am Stahlmasten und dichtete das Dach fachmännisch ab.

Nach 5 Stunden Aussen-Einsatz bei minus 6 Grad war der Umzug vom Hotel Post auf das benachbarte Haus der Begegnung abgeschlossen und Peter-Michael Schmalz bedankte sich für dieses vorbildliche Gemeinschaftswerk bei allen Beteiligten.

Michael Hübner bei der Abmontage des Storchenhorsts vom Hotel Post: Photograph Peter-Michael Schmalz

Der alte Horst zu Beginn der Generalsanierung im Bauhof: v.l.n.r. Valentin Walter, Franz Gabriel, Günter Rußwurm, Anderl Brem, Rudi Auer; Photograph Peter-Michael Schmalz

Einflechten der neuen Brutunterlage im Horstkorb; v.l.n.r.: Georg Blümel, Peter-Michael Schmalz; Photgraph Rudi Auer

Fruchtbare Wünsche von Bürgermeister Herbert Blascheck (l.) und Umweltreferent Peter-Michael Schmalz (r.) für den neuen Horst; Photograph: Heinz Ehrsam

Endmontage des generalsanierten Horstes auf dem neuen Standort Haus der Begegnung; Peter-Michael Schmalz (links unten am Boden), Michael Hübner (rechts oben in der Kanzel); Photograph Heinz Ehrsam.

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