Pressemitteilung
Langquaid/Schierling: Altlasten im ehemaligen 176 ha großen Munitionsdepot (Muna)
Information der ÖDP über einen Untersuchungsbericht über Rüstungsaltlastenverdachtsstandorte in Bayern mit speziellen Hinweisen zur Muna und über ein Grundwassergutachten zur Muna
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
seit mehreren Jahren setze ich mich in meinen öffentlichen Mandaten als Umweltreferent des Marktes Langquaid und Kreisrat mit Entschiedenheit und Beharrrlichkeit für eine qualitativ hochwertige, umfassende und möglichst baldige Sanierung des hoch belasteten ca. 176 Hektar großen Munitionshauptdepots Langquaid/Schierling ein. Dies mache ich nicht wegen des Eröffnens einer späteren gewerblichen Nachnutzung, sondern allein aus Gründen des Schutzes von Boden, Grundwasser und Luft und damit gleichzeitig der Gesundheit und Sicherheit der Anwohner.
Leider entsteht immer wieder der Eindruck, dass nicht alle an dem millionenschweren Altlastenproblem beteiligten öffentlichen Stellen und Funktionsträger mit demselben Elan und Beharrlichkeit eine nachhaltige, transparente und umfassende Lösung im Sinne des sicheren Schutzes von Boden und Grundwasser und der Gesundheit und Sicherheit der Anwohner forcieren und alle ihnen zur Verfügung stehen rechtlichen und praktischen Instrumente hierfür einsetzen.
Die seit der aktiven Außerdienststellung des Depots zum 31.12.2009 für die Liegenschaft zuständige Bundesimmobilienanstalt (Bima) befindet sich in einem klaren Interessenskonflikt. Zum einen soll diese Bundesstelle das Gelände zu einem möglichst hohen Preis verkaufen, zum anderen ist sie, als jetziger Eigentümer, für die bestmögliche Sanierung des hoch belasteten Geländes zuständig. Wegen dieses sich gegenseitig widersprechenden Doppelmandats liegt es auf der Hand, dass die Bima kein gesteigertes Interesse daran hat, wenn in den Medien immer wieder über die Altasten in der Muna berichtet wird. Wer ein Grundstück verkaufen will, möchte es natürlich möglichst attraktiv und nicht mit hohen Altlasten belastet darstellen.
Vor diesem Hintergrund habe ich mich seit mehreren Jahren massiv für mehr Transparenz, Handlungsbereitschaft und vor allen Dingen Gründlichkeit in Sachen Muna-Altlastenerfassung und -sanierung eingesetzt und dabei z.T. erheblichen Widerstand von anderen Mandats-/Funktionsträgern erlebt.
In Sachen Transparenz für die örtlichen Bürger habe ich der Bima am 02.05.2011 geschrieben, dass ich ein mir vorliegendes Grundwassergutachten vom November 2011, welches auf weitere anzunehmende Altlasten in der Muna hinweist, auf der Homepage der ÖDP veröffentlichen werde, falls die Bima nicht selbst dieses Gutachten auf einer für die Muna einzurichtenden tagesaktuellen Homepage veröffentlicht. Die Bima hat mit Schreiben vom 16.05.2011 sowohl die Einrichtung dieser tagesaktuellen Homepage als die Veröffentlichung des Gutachtens auf der ÖDP-Homepage abgelehnt.
Statt dessen sieht es die Bima als ausreichend an, wenn Bürger aus Langquaid nach München fahren und sich das Gutachten anschauen.
Das Ziel meines mandativen Handelns ist hingegen ist eindeutig: Vollständige Sanierung. Eine eventuelle Veräußerung und Nachnutzung des Geländes durch gewerbliche Aktivitäten ist absolut nachrangig und kann auch unterbleiben.
Für alle Interessierten habe ich noch einen Hinweis auf eine sehr interessante Abhandlung auf der Homepage des Bayerischen Umweltministeriums vom 15.01.2010 mit dem Titel: "Untersuchung der Rüstungsaltlastenverdachtsstandorte in Bayern". Der Link lautet:
www.stmug.bayern.de/umwelt/boden/vollzug/doc/kontaminationsspektren1.pdf
Ich darf speziell auf die Seiten 30 - 32, 70 - 78 und 93 - 97 verweisen. Dort ist neben chemischen Beurteilungen u. a. auch ein Photo des US-Army aus dem Jahr 1946 zu sehen. Dieses zeigt den Platz der "Delaborierung" (nach damaligen technischen Stand unter offenen Himmel und mit einfachsten Mitteln) der mit dem Kampfgas Tabun gefüllten Bomben und Granaten in der Muna Langquaid/Schierling. Und genau in diesem Bereich wurde auch Ende 2012 eine noch vollständig erhaltene deutsche Flieger(Kampfgas)-Bombe mit ungeklärtem Inhalt gefunden.
In dieser Abhandlung steht u. a. auch, dass Folgeprodukte nach der Neutralisation von Kampfstoffen genauso gefährlich sein können wie die Kampfstoffe selbst (insbesondere wird auch die Wasserlöslichkeit der Folgeprodukte angesprochen).
Peter-Michael Schmalz, Sprecher der ÖDP im Kreistag Kelheim
Referent- und Ausschussvorsitzender des Marktes Langquaid
für die Bereiche Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz